Genetische Varianz - Bilanz A-Wurf

28. April 2019


 

Eine Bilanz für den A-Wurf von der Bijouterie Chlinau -
ein Text von Lisette Feldmeier-Wieser

 

 

Irene Sommerfeld-Stur benennt in Ihrem Buch "Rassehundezucht" das Problem der Kromfohrländer sehr genau.

 

 
Zitat aus dem Buch: "Rassehundezucht" - Prof. Dr. I. Sommerfeld-Stur:

 

 

 

"Eine der betroffenen Rassen (Anmerkung - betroffen vom Verlust der genetischen Varianz) ist der Kromfohrländer.
Diese Rasse ist geprägt durch einen extremen Founder-Effekt, denn alle heutigen Kromfohrländer gehen auf zwei Hunde zurück. Von Anfang an daher  nur mit einer sehr geringen genetischen Varianz ausgestattet, ist diese im Laufe der Generationen noch geringer geworden. Die Folgen sind sichtbar.
Nicht nur eine Reihe von schwerwiegenden Autoimmunerkrankungen wie Pemphigus, SLO (Symmetrische Lupoide Onchodystrophie), SLE (Systemischer Lupus Erythematodes), Myastenia Gravis, hämolytische Anämie, Polyarthritis und Vaskulitits  sind in der Rasse bekannt, auch andere genetische Erkrankungen wie Cystinurie, Hyperkeratose der Pfotenballen, Epilepsie und Katarakte treten bei Hunden dieser Rasse einzeln oder in Kombination auf."

 

 

 

 

 

Je grösser die genetische Varianz eines Hundes ist, desto besser kann der Organismus funktionieren und sich auf innere und äussere wechselnde Bedingungen einstellen.

 

 

 

Nun wissen wir, dass beim Kromfohrländer ein grosser Verlust der genetischen Varianz vorliegt. Der Kromfohrländer hatte bereits einen sehr schweren Start punkto Gen-Diversität, während den Jahrzehnten der Zucht und der auftretenden Inzuchtdepression wurde die Genvielfalt noch schlechter.

 

 

 

Genverluste in geschlossenen Populationen kann man nicht wieder rückgängig machen. Was verloren ist, bleibt verloren.

 

 

 

Das Einkreuzprojekt des Vereins für Rauhaarige Kromfohrländer e.V. / VRK hat zum Ziel, wieder eine grössere Genvielfalt in die Rasse zu bringen.

Frau Sommerfeld-Stur benennt in Ihrem Buch auch explizit das Projekt des VRK und bemerkt, dass durch dieses Einkreuzungsprojekt - Zitat:  "eine nachhaltigere Erweiterung der genetischen Varianz zu erwarten ist".

 

 

 

Dass die Bijouterie Chlinau Kromis - Kromfohrländer aus dem VRK-Einkreuzprojekt - genetisch aufgefrischt sind, wissen wir. Es ist dennoch schön, dies auch schwarz auf weiss und anschaulich vor Augen zu haben.

 

 

 

Ich darf Beispiele zeigen für die genetische Diversität bei den Bijou/Ibo-Töchtern. Als Grundlage dient die Auswertung des finnischen Labors Genoscoper - hier der Gentest "MyDogDNA".

 

 

 

Er weist (u.a.) die genetische Diversität für jeden getesteten Hund aus.  

 

Als Basis zum Verständnis hier die Angabe für den reinrassigen Kromfohrländer FCI gemäss Genoscoper. 

 

Die Rasse der Kromfohrländer hat eine genetische Diversität von 26,1% (Stand 28. April 2019).

Der durchschnittliche Rassehund zeigt einen Wert von 33,9% auf, der Durchschnitts-Mischlings-Hund erreicht 43,2%.

 

 

Schon im Vergleich vom Kromfohrländer zum Ø Rassehund wird klar, dass der Kromfohrländer massiv schlechter abschneidet, seine Genvielfalt ist deutlichst kleiner als die des Ø Rassehundes.

 

Daten per 28. April 2019, Quelle Genoscoper Finnland, MyDogDNA
Daten per 28. April 2019, Quelle Genoscoper Finnland, MyDogDNA

 

Wie schaut es jetzt bei den Welpen aus dem Zwinger von der Bijouterie Chlinau aus? Die Welpen aus dem A-Wurf haben einen Kromfohrländeranteil von gut 66%.

Das Einkreuzprojekt des VRK ist auf starke Flexibilität ausgelegt, was das Rückkreuzen betrifft. Die Einkreuzungen werden mehrfach vorgenommen und der Kromfohrländeranteil sollte auch beim jeweiligen Hund nicht zu hoch sein, damit man nicht zu schnell wieder bei der alten Problematik landet.

 

Bijou, die Mutter des Wurfes hat eine genetische Diversität von 43,0%!

(Stand April 2020, der Wert kann ändern, da er sich immer an der Gesamtheit der erfassten Hunde bemisst).


Sie erreicht einen Wert, welcher 17% über dem Wert der Kromfohrländer liegt und sie ist auch besser genetisch aufgefrischt als der Ø-Rassehund. 

Ihr Kromfohrländeranteil beträgt knapp 32%.

 

 

 

Der Vaters des A-Wurfes von der Bijouterie Chlinau,
Ibo vom Aubrig, hat weist eine genetische Diversität von 25,7% auf.

Ein typischer Wert eines reinrassigen Kromfohrländers.

 

Und hier sind nun die Werte der sechs Bijou/Ibo-Töchter:

 

Beim Lesen der Grafiken denken Sie bitte immer an die 26,1% der Reinrassigen - und damit vergleichen sie die Werte der VRK Einkreuz-Kromfohrländer aus dem Zwinger von der Bijouterie Chlinau.


42,3%   -   42,2%   -   41,6%   -    38,3%   -   37,0%   -   36,0%     dies die Detailwerte

 

Man sieht, Werte zwischen 36,0% und 42,3%
bei den Kromis von der Bijouterie Chlinau -
im Vergleich zu 26,1% beim reinrassigen Kromfohrländer.

 

Klare wissenschaftlich abgesicherte Nachweise liegen also vor für das Funktionieren des VRK-Einzucht-Konzepts - die Genvielfalt beim Kromi muss erhöht werden und man sieht anhand der Grafiken deutlich - das Ziel wird erreicht.

 

Dass man beim Einkreuzen auch den Phänotyp des Kromfohrländers im Auge haben muss, ist selbsterklärend. Die sechs Hündinnen aus dem A-Wurf entsprechen dem Standard des Kromfohrländers im hohen Masse.

 

Die sechs A-linge im April 2019

 

Und - ein ganz wichtiger Punkt: der umfassende Gentest bei MyDogDNA gibt ja auch Aufschluss über den Genstatus punkto Erkrankungen, beim Kromfohrländer relevant sind mit Stand April 2019 Hyperurikosurie, Digitale Hyperkeratose und von Willebrand Typ I.

 

Für die (viel gravierenden) Erkrankungen wie Epilepsie, Cystinurie und verschiedenste Auto-Immun-Krankheiten gibt es aktuell keine Gentests beim Kromfohrländer.

 

Wir wissen nun, dass 5 von 6 Welpen aus dem A-Wurf komplett frei sind für alle beim Kromi erfassbaren Erkrankungen.
1 Hündin ist Anlageträgerin für von Willebrand - 5 sind frei für von Willebrand.

 

Eine super Bilanz - verbunden mit der hohen genetischen Varianz. Wir freuen uns sehr!